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Ob Klubhaus oder Anlagen: Beim FEAC ist Eigenbau angesagt

Nicht jeder Modelleisenbahnklub kann ein Klubhaus sein Eigen nennen. Noch weniger Vereine können von sich behaupten, eines selber gebaut zu haben. Vor 21 Jahren konnten die Mitglieder des Freiämter Eisenbahn Amateur Clubs in ihr neues Lokal einziehen und sich wieder dem eigentlichen Zweck des Verein, dem Bau und Betrieb einer Modelleisenbahn-Grossanlage, widmen.

Der Stahlbau beim Verwaltungsgebäude der IBW im aargauischen Wohlen sieht unscheinbar aus. Eingebettet in eine grüne Umgebung, weist von aussen nicht viel auf das Innere hin. Einzig die unübersehbare Verkehrstafel, in der Nacht selbstverständlich entsprechend beleuchtet, und das Semaphor-Signal machen eine Andeutung, was sich im Inneren befindet. 4700 Frondienststunden waren 1983/84 nötig, um das Klubhaus zu errichten. In elf Monaten verbauten die Vereinsmitglieder für rund 45 000 Franken Material und setzten auf die einstige Wiese das Fundament für eine Modelleisenbahnoase. Das Klubhaus umfasst 200 m2 Fläche und ist in einen Anlagenraum (rund 130 m2) und einen  Gesellschaftsraum aufgeteilt. Die Grösse des Gesellschaftsraums mag überraschen, aber die FEAC-Mitglieder legen grossen Wert auf das Kameradschaftliche nach der Arbeit. Eine gut eingerichtete Küche sorgt dazu für die kulinarische Unterhaltung.

Diagnostiziertes Modellbahnfieber

Der FEAC wurde offiziell im November 1976 gegründet. Die Basis für den FEAC wurde aber bereits ein Jahr früher gelegt. Der erste Präsident des Vereins, ein Wohler Arzt, versuchte fast jeden Patienten von der Idee eines Modellbahnklubs zu überzeugen. Die Diagnosen hiessen in seiner Praxis damals nicht Angina, Verstauchung oder zu hoher Blutdruck, sondern schlicht und einfach Modelleisenbahnfieber. Schon bald nach der Gründung begannen die Mitglieder mit dem Bau einer Modelleisenbahnanlage der Spur H0. Mit dem Entscheid im Jahr 1982, ein Klubhaus selber zu bauen, wurden die Arbeiten an dieser Anlage eingestellt. Der Abbau und Wiederaufbau im neuen Lokal wurde sehr bald verworfen. Neue Mitglieder brachten neue Wünsche mit und so entstand die Idee, drei Spuren (0, H0 und N) in einen Anlagenraum zu integrieren. In dieser Phase trennte das Gemeinsame. Von der Spur überzeugt, wollte jede Gruppe ihr Projekt vorantreiben. Kurz nach Bezug des neuen Klubhauses begannen sie mit dem Unterbau der Anlagen und mit den ersten Brettern verband das Gemeinsame die Klubmitglieder wieder. Seit 1984 haben die durchschnittlich 33 Mitglieder, die Hälfte davon als regelmässige Teilnehmer, mehr als 25 000 Stunden gearbeitet. Diese Zahl überrascht den einen oder anderen Besucher. Die Rechnung ist aber schnell gemacht: 21 Jahre * 52 Wochen ergeben gerundet 1100 Wochen bzw. Klubabende. Im Schnitt arbeiten 12 Mitglieder an einem Klubabend zwei Stunden.

Vieles, und dies wird in der offiziellen Statistik nicht erwähnt, entsteht ausserhalb der Klubzeiten. Als Begründung wird angeführt, dass man zuhause weniger abgelenkt werde. Mit den Jahren entstanden viele Bijous, die auf den Anlagen ein Blickfang sind. Gebäude auf der 0-Anlage wären für ein Ortsmuseum gesuchte Objekte. Der Bahnhof Wohlen zeigt das Gebäude vor dem Umbau im Jahre 1983. Im Gegensatz dazu steht das Restaurant Sternen. Der Gasthof entspricht bereits dem restaurierten Gebäude. Mit einem Haus gleich daneben verewigte der Erbauer seine momentane Wohnsituation.

Gefragte Handfertigkeit

Wie in jedem Modelleisenbahnverein kann jede Hand gebraucht werden. Selbst für Mitglieder mit zwei linken Händen oder einer Bürotätigkeit als Vorbelastung findet sich die passende Arbeit. Für die feinen Arbeiten braucht es jedoch Leute mit einer gewissen Handfertigkeit. Was bei der 0-Anlage bezüglich Modellbau eine anspruchsvolle Arbeit ist, wird bei der Spur N zur echten Herausforderung. Für die Ausgestaltung der Anlagen und die Detailtreue bei den Häusern und Szenerien macht dies aber keinen Unterschied. 312 m Gleis und 34 Weichen wurden auf der 0-Anlage verlegt und eingebaut. Drei doppelte Gleisverbindungen ergänzen das Schienennetz. Gesteuert wird die Anlage mit einer selber entwickelten, digitalen Zugsteuerung. Im automatischen und halbautomatischen Betrieb und von Hand fahren bis zu zehn Züge. Neben den bereits erwähnten Bauobjekten fallen dem Betrachter die  Bekohlungsanlage und eine Sägerei sofort auf. Spannend wird es auch im Untergeschoss des Bahnhofs. Ob Lastwagen- oder Autowerkstätten, Tankstelle und sonstige Betriebe: Detailreich wird hier das Leben und Arbeiten nachgezeichnet. Dazu gehört selbstverständlich auch das Feierabendbier. Im schattigen Gartenrestaurant lässt sich gemütlich und mit Kollegen über den Tag reden. Etwas, was nur noch im Modell geht: Das Bahnhofbuffet schloss vor einigen Monaten und wird zu einem Shop umgebaut.

Gelebte Basisdemokratie

Die Basis für das H0-Schienennetz bilden 659 m Gleis und über vier Dutzend Weichen. Die Steuerung ist gleich wie bei der 0-Anlage. Während der Bau der 0-Anlage weitgehend abgeschlossen ist, wird bei der kleinen Schwester fleissig gebaut. Leintücher geben momentan eine Vorstellung, wie die Mittelzunge einst aussehen soll. Die aktuelle  Auslegung ist aber nur ein Vorschlag unter vielen. Jedes Mitglied ist aufgefordert, seine Vorschläge einzubringen. Die Entscheidung, welches Projekt umgesetzt werden soll, wird von der Klubversammlung gefällt. Vor einiger Zeit haben die Mitglieder auch dem Nachbau des Zementwerkes der Jura-Zement in Wildegg zugestimmt. Dieses Werk ist nicht zu übersehen und könnte im Ausmass auch als komplette Heimanlage irgendwo bei einem Modellbauer stehen. Die Pneus liegen für die Verbrennung bereit. Die Förderbänder laufen, der Kalkstein und der Mergel werden vom Steinbruch angeliefert und in der Steinbrechanlage zerkleinert. Die Produktion läuft auf Hochtouren. Aus dem Kamin steigt Rauch auf. Es liesse sich noch eine ganze Seite weiterschreiben. Zur Vervollständigung sei hier noch angeführt, dass sich Lastwagen wie von Geisterhand gesteuert bewegen und dass im Büro der Chef und seine Sekretärin auch in der Nacht noch konzentriert arbeiten.

Zu den Fleissigen gehört auch ein Mitglied, das sich fast ausschliesslich um die N-Anlage kümmert. Dort sind  beachtliche 59 m Gleis verlegt worden. Jetzt und wohl auch in Zukunft wird die kleinste Spur manuell gesteuert.

Gesuchte öffentlichkeit

Der Freiämter Eisenbahn Amateur Club lässt fast keine Möglichkeit aus, in der öffentlichkeit im Gespräch zu bleiben. Für die Rekrutierung von neuen Mitgliedern und für die Förderung des Nachwuchses ist dies eminent wichtig. Auf der Homepage (www.feac.ch) und an den Tagen der offenen Türe können sich Interessierte informieren. Die Presse wird mit Artikeln bedient. Beispiele dafür sind der Besuch der Geschäftsleitung der Jura-Zement oder der Ferienpass für Schüler, die in den Sommerferien zu Hause bleiben. Bei der Ferienpassaktion kommen die Kinder in den Kontakt mit der Modelleisenbahn in einem Verein. Noch sind sie zu jung für eine Mitgliedschaft. Aber vielleicht lassen sie sich gerade an einem solchen Nachmittag für dieses Hobby begeistern und garantieren damit den Fortbestand des Modelleisenbahnklubs.

 

Christoph Mutzner, FEAC, 2005